Schwestern im Sturm - Sibylle Baillon


Kurzbeschreibung:
Frankreich, zur Zeit der Bauernaufstände: Um sie vor dem drohenden Hungertod zu retten, verschafft der Bauer Cotin seinen drei Töchtern eine Anstellung in Paris. Während Madeleine und Marianne in gut gestellten Häusern unterkommen, muss Jeanne vor den Misshandlungen ihres schmierigen Dienstherrn fliehen. Ganz auf sich allein gestellt, nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand und baut sich Schritt für Schritt eine eigene Zukunft auf. Immer wieder führt das Schicksal die drei Mädchen in die Nähe der anderen – doch nie treffen sie aufeinander. Trotzdem geben Marianne, Madeleine und Jeanne die Hoffnung nicht auf, sich wiederzufinden. Doch dann bricht die Revolution aus und stürzt das Land ins Chaos …



Mein Eindruck:
Protagonisten dieses historischen Romans sind die drei Schwestern Madeleine, Marianne und Jeanne. Bauer Cotin will seine Töchter vor dem Hungertod bewahren. Als er mit den Mädchen im Jahr 1782 nach Paris fährt und sie dort getrennt bei verschiedenen Familien unterbringt, erscheint alles hoffnungslos. Am schlimmsten ist das Los der 10-jährigen Jeanne, denn ihr Dienstherr hat scheußliche Pläne mit dem Kind. Den anderen beiden Schwestern ergeht es besser. Marianne kommt in einer hoch gestellten Familie unter, als Gesellschafterin der Tochter des Hauses, und Madeleine findet eine Anstellung bei einer Bekleidungsnäherin, deren Modelle in den vornehmen Salons der Stadt und sogar bei Hof getragen werden. Madeleine und Marianne leben sich schnell ein und fühlen sich wohl in ihrer neuen Umgebung, aber Jeanne kann und will sich nicht mit diesem elenden Leben arrangieren und nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand. Ein Kummer ist allen drei Schwestern gemeinsam, sie leiden unter der Trennung und versuchen immer wieder, sich gegenseitig zu finden. Im Lauf der folgenden Jahre kommen sie sich, ohne es zu wissen, sogar manchmal sehr nahe. Man begleitet die Schwestern über elf Jahre ihres Lebens. Aus den anfangs ängstlichen, verschüchterten Mädchen werden mit der Zeit attraktive, selbstbewusste und starke junge Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Anhand der drei verschiedenen Gesellschaftsklassen, in denen sich die Schwestern bewegen, erhält man Einblicke in ganz unterschiedliche Lebensbereiche und erfährt nicht nur sehr viel über die Gesellschaftsordnung im damaligen Frankreich, sondern es gibt auch zahlreiche Informationen zu den politischen Ereignissen der beschriebenen Jahre, die mit den dramatischen Schilderungen der Geschehnisse während der Revolution enden.

Ich fand es sehr fesselnd, die Entwicklung der Cotin-Schwestern zu verfolgen. Vor allem Jeanne, die Kleinste, ist mir immer mehr ans Herz gewachsen. Sie ist von den drei Mädchen am genauesten beschrieben und ihr Schicksal sehr detailliert dargestellt. Sehr gut hat mir gefallen, dass man im Lauf der Geschichte vielen realen historischen Persönlichkeiten begegnet, die hier jedoch stets nur eine begleitende Rolle als Nebencharaktere haben. So begegnet Jeanne ziemlich am Anfang des Romans dem jungen Napoleon, der einen tiefen Eindruck auf das Mädchen macht und ihr auf die Frage, wie sein Name sei, antwortet: „Napoleon. Napoleon Buonaparte. Merk ihn dir.“ Jeanne beherzigt seine Worte, und es kommt tatsächlich zu einer weiteren, schicksalhaften Begegnung. Und doch bleibt Napoleon stets eine Randfigur. Bücher über die Großen der Geschichte gibt es viele. Dass es hier in erster Linie um drei ganz normale junge Frauen geht, die plötzlich auf sich gestellt sind, sich immer wieder irgendwelchen Schwierigkeiten stellen müssen und letztendlich an ihren Problemen wachsen, das macht den Roman so besonders lebendig und fesselnd für mich. Sibylle Baillon hat einen tollen Schreibstil, kurzweilig und eindringlich zugleich. Ich hoffe, in nächster Zeit noch mehr von der Autorin zu lesen, denn ihr Debütroman konnte mich völlig überzeugen.

⭐⭐⭐⭐⭐



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