[ Interview ] Autorin Sabrina Wolv

Im Interview mit Sabrina Wolv
[BF]: Im Interview mit Sabrina Wolv, Autorin von Nummer 365
Zu allererst möchte ich mich ♥lich bei Sabrina Wolv für das freundliche Interview bedanken! Ich hatte schon das Vergnügen, Testleserin für ihr Buch "Nummer 365" zu sein, und freue mich sehr über die Gelegenheit, mehr über die Autorin hinter der Geschichte zu erfahren. Das Buch werde ich euch in einem gesonderten Beitrag vorstellen! 

Mikka: „Nummer 365“ ist ja eigentlich dein Debütroman – aber du warst schon in der Grundschulzeit schriftstellerisch tätig, nicht wahr?

Sabrina: Genau. Ich glaube, es ist bei den meisten Autoren so, dass sie erstmal einen ganzen Berg schreiben müssen, bevor etwas davon gut genug zum Veröffentlichen ist. Ich habe mit dem Fundament meines Berges in der 3. Klasse begonnen. Damals habe ich mein erstes Manuskript beendet. Das stolze zehn Seiten starke Werk trägt den furiosen Titel: "Tom, Anna, Jonas und der Drachenreiter". Ich habe es sogar auf dem Sommerfest meiner Eltern für 2 DM pro Exemplar verkauft und eine kleine Lesung gehalten. Von da war ich endgültig mit dem Schreibfieber infiziert.

Mikka: Da hast du ja wirklich früh angefangen – und direkt ganz professionell mit Lesung! Aber abgesehen von Geschichten und Romanen verfasst du ja auch Krimidinner. Was ist das überhaupt, und wie kam es dazu?

Sabrina: Ein Krimidinner ist ein interaktives Spiel, bei dem alle Mitspieler in eine Rolle schlüpfen und versuchen, während eines gemeinsamen Essens einen Kriminalfall zu lösen. Ich spiele solche Krimidinner selbst sehr gerne mit Freunden. Nachdem wir einige Fälle ausprobiert hatten, hat es mich gereizt, mich selbst mal am Schreiben eines solchen Krimispiels zu versuchen. Also arbeitete ich zum Geburtstag meines Freundes mein erstes eigenes Krimidinner aus. Mein historischer 'Jack the Ripper'-Fall "Der Herbst des Schreckens" entstand dann wenig später, als uns für die Silvesterfeier ein passendes Spiel fehlte. Das Krimidinner war ein voller Erfolg und so beschloss ich, es meinem Lieblings-Krimidinnerverlag anzubieten.

Mikka:  Ich finde es klasse, dass du anscheinend ein Mensch bist, der nicht einfach konsumiert, sondern immer auch etwas selber erschafft! Ulkigerweise habe ich selber mal als Spielleiterin mitgemacht bei einem Live-Rollenspiel, in dem es um Jack the Ripper ging... Werden deine Krimidinner im Moment irgendwo 'aufgeführt', oder kann man die Manuskripte dafür kaufen?

Sabrina: Meine Krimidinner sind Spiele für Zuhause. Es wir also nirgends aufgeführt, sondern man kauft die CD, auf der sich alle Materialien befinden, und spielt es dann zum Beispiel mit Freunden bei einer Feier. Vorbestellen kann man "Der Herbst des Schreckens" bereits seit April über den Shop des samhain Verlags unter krimispiele.com. Leider gibt es in den letzten Zügen der Fertigstellung ein Problem durch einen erkrankten Mitarbeiter. Deshalb ist das Dinner noch nicht lieferbar.

Mikka: Dann hoffe ich mal, dass sich der erkrankte Mitarbeiter bald erholt! Was macht beim Schreiben mehr Spaß: Romane oder Krimidinner?

Sabrina: Das ist eine schwierige Frage, denn es gibt zwar einige Gemeinsamkeiten aber auch viele Unterschiede beim Schreiben. Beim Roman bestimme zum Beispiel ich, wie die Geschichte verläuft und was mit meinen Charakteren passiert. Beim Krimidinner dagegen lege ich nur bestimmte Eckpunkte fest; die Spieler können auf den Verlauf des Spiels und ihre Rollen Einfluss nehmen. Diese Abwechslung ist ziemlich cool. Beides ist so auf seine Weise spannend und macht sehr viel Spaß. 

Mikka: Ja, das kann ich mir vorstellen! Als langjährige Rollenspielerin kenne ich das nur zu gut, dass man als Spielleiter nur bedingt Kontrolle über den Verlauf des Spiels hat, was ja genau das ist, was es so kreativ macht. Aber jetzt mal zu deinem aktuellen Werk: Am 22. hattest du eine Lesung in München! Was war das für ein Gefühl, das erste Mal mit dem druckfrischen Buch vor andere Menschen zu treten? 

Sabrina: Grundsätzlich bin ich immer ziemlich aufgeregt. Vorlesen ist nämlich eigentlich keine Stärke von mir und in der Schule wurde ich deshalb oft ausgelacht. Trotzdem halte ich heute sehr gerne Lesungen und es macht mir riesigen Spaß, die Zuhörer für meinen Text zu begeistern. Das ist übrigens auch für schlechte Vorleser einfach eine Sache der guten Vorbereitung. Diesmal war die Lesung einfach der Hammer. Es ist nochmal etwas ganz anderes, ein fertiges Buch in den Händen zu halten und das präsentieren zu können. Ich war unheimlich glücklich.

Mikka: Das kann ich mir gut vorstellen! Wie bist du eigentlich zum Verlagshaus el Gato gekommen?

Sabrina: Ich glaube, das war ein ziemlich ungewöhnlicher Weg. Als ich das erste Mal zur Leipziger Buchmesse fahren wollte, fiel mir ein Termin ins Auge: Ein Speeddating zwischen Autoren und Verlagen vom BvjA! Kurzerhand bewarb ich mich für drei Datingtreffen und bekam diese auch. Auf der Messe hatte ich dann je 10 Minuten Zeit, einen der Verlag von mir zu überzeugen.
Mit Frau el Gato vom Verlagshaus el Gato habe ich mich sofort gut verstanden und zu meiner großen Freude lag ein paar Wochen später mein erster Verlagsvertrag auf dem Tisch. Das Speeddating findet weiterhin regelmäßig auf der Leipziger Buchmesse statt und ich kann die Teilnahme nur empfehlen!

Mikka: Das ist ja eine tolle Sache! Schön, dass es direkt so gut geklappt hat. Du bist Legasthenikerin, richtig? Wie wirkt sich das auf dein Autorenleben aus?

Sabrina: Eigentlich nicht besonders stark. Ich mache so ziemlich das Gleiche wie alle anderen Autoren auch. Einziger Unterschied: Wenn ich etwas schreibe, muss ich immer nochmal jemanden drüberlesen lassen. Sonst lassen sich Fehler nicht vermeiden. Ich benutze zwar das tolle Schreibprogramm Papyrus Autor, das mir sehr hilft, aber alle Fehler kann es leider auch nicht finden. Menschliche Testleser sind deshalb unerlässlich. Zum Glück habe ich ein paar tolle Freunde, die das für mich übernehmen. Mein Manuskript von "Nummer 365 - Die Lichtbringer" haben zum Beispiel mindestens 6 Leute auf Rechtschreibfehler überprüft (und natürlich hat das Korrektorat des Verlages trotzdem noch viele gefunden).

Sonst habe ich noch ein paar kleine Tricks. Ich lasse etwa beim Signieren die Leute ihren Namen immer für mich aufschreiben und schreibe ihn dann Buchstabe für Buchstabe ab. So versuche ich zumindest zu vermeiden, dass sich dort ein Fehler einschleicht. Bei Lesungen ist es, wie oben schon erwähnt, einfach eine Sache der guten Vorbereitung. Ich beginne mindestens eine Woche vor einer Lesung zu üben und kann den Text am Ende fast auswendig. 

Mikka: Hast du einen Tipp für Menschen mit Legasthenie, die gerne selber schreiben würden?

Sabrina: Tut es einfach! Es geht doch um die Geschichte und nicht um die Rechtschreibung. Klar gibt es ein paar Hürden, die Menschen ohne Legasthenie nicht haben, doch das ist kein Grund, nicht zu schreiben! Lasst euch von so einer Unwichtigkeit wie Rechtschreibfehlern nicht von euren Träumen abhalten! Das gilt übrigens nicht nur fürs Schreiben. Ich glaube, man kann trotz Legasthenie alles erreichen. Man muss es nur ein bisschen anders machen als Andere. Eben auf Legasthenikerart!

Mikka: Das ist eine tolle Botschaft, die eigentlich für alles Mögliche gilt, nicht nur für Legasthenie – man muss einfach lernen, die Dinge auf seine eigene Art zu tun. Und ich kann nur bestätigen, das dein Buch in keinster Weise 'schlechter' ist, nur weil du mit Legasthenie lebst! 

"Nummer 365" ist eine Dystopie, die eine sehr düstere, bedrückende Vision der Zukunft beschreibt. Ungewöhnlich fand ich, dass die Protagonisten deutlich jünger sind, als man das von anderen Dystopien gewohnt ist – keine Teenager, sondern wirklich Kindersoldaten! Wie kam es zu der Entscheidung, die Charaktere so jung zu machen? Würdest du sagen, dass dich dein Studium der Sozialen Arbeit da beeinflusst hat?

Sabrina: Oh ja, mein Studium hat mich auf jeden Fall beeinflusst. Ich habe mit ehemaligen Kindersoldaten und traumatisierten Menschen gearbeitet und diese Erfahrungen in mein Manuskript einfließen lassen. Dass Strudel am Anfang so jung ist, liegt daran, dass ich seine Entwicklung zeigen und dafür möglichst am Anfang beginnen wollte. Außerdem kannte ich ein solches Konzept noch nicht von anderen Dystopien und wollte damit gerne etwas Neues ausprobieren.

Mikka: Das stimmt, das habe ich auch noch in keiner anderen Dystopie so gelesen! Wie kommt der kleine Held 'Strudel' eigentlich zu seinem ungewöhnlichen Namen?

Sabrina: Komisch ... Das werde ich irgendwie öfter gefragt! 😉Die Antwort ist eigentlich total simpel: Er heißt einfach so. Es war von Anfang an sein Name. Ich habe ihn nicht wirklich selbst ausgesucht, denn die erste Idee habe ich aus einer Traumszene und der Junge, der darin vorkam, hieß eben Strudel.
Im Roman selbst wird der arme Junge allerdings auch oft von anderen Charakteren auf seinen seltsamen Namen angesprochen. Deshalb wird es auch noch eine Erklärung dazu innerhalb der Geschichte geben, allerdings erst im zweiten Teil von "Nummer 365".

Mikka: Hast du einen persönlichen Lieblingscharakter?

Sabrina:  Ich mag die meisten meiner Charaktere. Ich kenne ihre Beweggründe, ihre Ängste, ihre Vergangenheit. Wenn man all das über jemanden weiß, finde ich es schwer, ihn nicht zu mögen. Wenn ich allerdings einen von ihnen auswählen müsste, würde dieses verdammt knappe Kopf-an-Kopfrennen wohl Simon gewinnen.

Mikka: Simon ist wirklich ein toller Charakter, ich denke, ich würde ihn wahrscheinlich auch wählen! Kannst du uns schon etwas über deinen nächsten Roman "Der Abendstern" erzählen?

Sabrina: Ein bisschen: Es handelt sich um die Fortsetzung von "Nummer 365 - Die Lichtbringer" und soll die Geschichte abschließen. Die Geschichte steht schon und ich habe auch schon einen gewissen Teil geschrieben. Allerdings kann ich euch zur Story nicht wirklich viel verraten, ohne etwas über "Die Lichtbringer" zu spoilern. Vielleicht das: es bleibt richtig spannend, ihr werdet nochmal einen anderen Ort dieser Welt kennenlernen und ich darf euch endlich einen weiteren meiner Top 3 Lieblingscharaktere vorstellen!

Mikka: Auf die Fortsetzung bin ich schon gespannt! Kannst du dir vorstellen, in der Zukunft auch andere Genres zu schreiben?

Sabrina:  Ich fühle mich in der Science Fiction und Fantasy besonders wohl. Was mich auch sehr reizen würde, ist ein historischer Roman. Ich lese dieses Genre selbst sehr gerne und bin auch privat mit meiner historischen Schwertkampfgruppe viel im Mittelalter unterwegs. Ich bin selbst gespannt, wohin es mich schlussendlich das nächste Mal verschlägt.

Mikka: Ich kann mir vorstellen, dass ein historischer Roman noch mal eine ganz andere Art von Herausforderung ist! Ich freue mich jedenfalls auf weitere Bücher von dir, egal, welchen Genres. Und zuletzt: Wem würdest du dein Buch besonders empfehlen?

Sabrina: Jedem, der gerne mal eine ungewöhnliche Dystopie lesen möchte und authentische, tiefgründige Charaktere mag.

Mikka: Dann danke ich dir herzlich für das Interview und wünsche "Nummer 365" eine begeisterte Leserschar! 
"Das hier ist die Akademie. Dein neues Zuhause. Du kannst dich geehrt fühlen, Soldat. Von heute an gehörst du zu den Lichtbringern.“
Strudel fühlte sich nicht geehrt, Strudel hatte Angst."

"Als der sechsjährige Strudel seinen tyrannischen Onkel tötet, wird er von den Lichtbringern – den uneingeschränkten Herrschern des Lebenserhaltungssystems Eden – in die Akademie gebracht. Dort sollen er und zweihundert andere Kinder in einem tödlichen Training zu Soldaten ausgebildet werden. Gemeinsam mit seinen Freunden Simon und Finan muss Strudel fortan ums Überleben kämpfen. Doch welches Ziel verfolgen die Lichtbringer, und was verbirgt sich hinter „Projekt Neshamah“?

Kann Strudel seine Vergangenheit hinter sich lassen? Kann er seine Freunde retten? Wird er überleben?"
(Klappentext)

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