MEDIATHEK-TIPP: Die geheimen Mordermittler der DDR / ZDF History

© ZDF History
TV-Tipp / TV-Kritik von Nicole Ludwig

In der DDR waren sie ein Staatsgeheimnis: eine Spezialkommission der Stasi, die Verbrecher jagt, die es im sozialistischen Staat gar nicht geben sollte, zum Beispiel Serienmörder. Eine Dokumentation über diese Ermittler sendete ZDF in der Reihe History am Montag (03.07.17). Doch die Sendung ist noch ein Jahr in der Mediathek des ZDF abrufbar

Lange Zeit wusste niemand, dass es in der DDR nicht nur die Kriminalpolizei gab, sondern auch eine geheime Spezialkommission der Stasi, die sich ausgesuchter Fälle annahm. So durfte es z.B. offiziell nur beim Klassenfeind, dem Westen, Serienmörder geben. Weder durfte die Bevölkerung verunsichert werden, noch sollte es Anlass zu Kritik am sozialistischen Staat geben.

Zwei Beispielfälle werden in der Sendung rekonstruiert:

1986 kam es in der Leipziger Frauenklinik zu einer Häufung unerklärlicher Todesfälle bei vier Säuglingen. Als festgestellt wurde, dass die Babys infolge einer Überdosierung von Digitoxin (Herzmedikament) gestorben waren, wurde die Kriminalpolizei übergangen und der Fall sofort an die Spezialkommission gegeben. Die Öffentlichkeit erfuhr absolut nichts, es galt strengste Geheimhaltung.

1983 begann eine Serie von Kindermorden. Aufgrund von nicht erkannter Zusammenhänge und der Festnahme und Verurteilung eines unschuldigen Mannes, mussten weitere Kinder sterben. Als der wahre Täter festgenommen wurde, erfuhr die Kriminalpolizei nur das Allernötigste. Der Mörder kam fast aus den eigenen Reihen, -ein Unteroffizier der nationalen Volksarmee. Der zu Unrecht verurteilte Klaus. K. wurde freigelassen, sämtliche Umstände wurden weiter verschwiegen.

Erstaunlich, dass es so lange gelungen ist, die parallel zur Kriminalpolizei arbeitende Spezialkommission zu verschweigen. Es ist wenig verwunderlich, dass deren Erfolgsquote hoch war.

Sie hatte sehr viel modernere Geräte, Autos, Überwachungs-Equipment etc. zur Verfügung. War die Polizei z.B. gezwungen, Strecken mit der Bahn zurückzulegen weil ihr Benzinkontingent erschöpft war, konnte die Spezialkommission auf einen ganzen Fuhrpark zugreifen.

Sehr bedenklich und traurig ist jedoch, dass die Angehörigen der Opfer so gut wie keine Informationen erhielten. Im Gegenteil, sie wurden zum absoluten Stillschweigen gezwungen und dementsprechend überwacht und abgehört.

So erfuhren sie erst nach Öffnung der Grenze die genauen Todesumstände ihrer Kinder und wer für ihren Tod verantwortlich war. Es gab z.B. ein Tagebuch des Kindermörders, in dem er seine Taten genau beschrieb. Bis zum Einblick in diese Akten wussten die Eltern lediglich, dass ihre Kinder erstochen, bzw. erwürgt worden waren.

Ob es ihnen ein Trost ist oder ob es ihnen hilft? Zumindest können sie jetzt selbst entscheiden, wie detailliert sie was wissen möchten.

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