ZDFinfo - Langer True Crime Samstag mit insgesamt mehr als 12 Stunden Kriminalitäts-Dokus

Bremen - Staatsanwältin Petra Meyer (40) © ZDF und Dennis Drechsler
TV-Tipp / TV-Kritik von Nicole Ludwig

Der kommende Samstag (24.06.17) steht bei ZDFinfo ganz im Zeichen wahrer Verbrechen, True Crimes.

Das mehr als zwölfstündige Programm:
15:45 Mördern auf der Spur - Die Blutspur    / Erstausstrahlung
16:15 Mördern auf der Spur - Mord im Rotlichtmilieu / Erstausstrahlung
16:45 Mördern auf der Spur - Indizien und falsche Alibis  / Erstausstrahlung
17:15 Szene Deutschland - Unter Tätern mit Sascha Bisley 
18:00 Weggesperrt - Frauen im Knast - Alltag unter Aufsicht  / Erstausstrahlung
18:45 Weggesperrt - Frauen im Knast - Freigang mit Folgen  / Erstausstrahlung
19:30 Die Staatsanwälte - Menschenhandel & Polizistenmord *  / Erstausstrahlung
20:15 The Murder Detectives - Der schwarze Handschuh  / Erstausstrahlung
21:00 The Murder Detectives -  Flucht in die USA  / Erstausstrahlung
21:45 The Murder Detectives - Der Prozess  / Erstausstrahlung
23:15 Die Messermörderin - Der Fall Joanna Dennehy 
24:00 Mörderjagd - Kalte Rache 
0:45 Mörderjagd - Tod einer Familie 
1:30 Mörderjagd - Liebe, Lüge, Tod 
2:15 Die mörderischen Brüder - Der Newall-Fall 
3:00 Der Mörder von nebenan - Der Fall Steve Wright 
3:45 Die Eisenbahn-Mörder - Der Fall John Duffy und David Mulcahy
4:15 Eine mörderische Schülerin - Der Fall Lorraine Thorpe 


* Die Staatsanwälte – Menschenhandel und Polizistenmord 
Die „Anwälte des Staates vor Gericht“

Petra Mayer, Staatsanwältin mit Spezialgebiet Menschenhandel, erzählt von einem besonders spektakulären Fall aus Bremen. Eine ganze Familie betreibt in großem Stil Menschenhandel. Während die Eltern hier in Deutschland die Frauen zur Prostitution zwingen, akquirieren die Töchter in Bulgarien junge Mädchen. Dabei schrecken sie weder vor entfernten Familienmitgliedern noch vor engen Freundinnen zurück. 

Die Ermittlungen ziehen sich von 2007-2014 hin, bis es endlich die erhoffte Wende gibt. Eine der Prostituierten flüchtet und offenbart sich der Polizei. In enger Zusammenarbeit mit den bulgarischen Behörden gelingt es endlich, der Familie das Handwerk zu legen. In beiden Ländern schlägt die Polizei zeitgleich zu und vollstreckt diverse Haftbefehle.

Der Prozess in Deutschland droht immer wieder zu platzen, weil die Opfer von der bulgarischen Familie eingeschüchtert, bedroht oder bezahlt werden um ihre Aussagen zu widerrufen. 

Es gibt Verfahrensabsprachen, die nur zu relativ geringen Haft- bzw. Bewährungsstrafen führen. Die Familie sieht sich auf der Gewinnerseite und flüchtet direkt nach dem Prozess nach Bulgarien. Womit fast niemand gerechnet hat: Dort angekommen, werden alle Familienmitglieder verhaftet und in Bulgarien wegen Geldwäsche angeklagt und verurteilt. Alle müssen dort ihre kombinierten Haftstrafen absitzen.

Ein anderer Fall wird von Oberstaatsanwalt Ralph Knispel erzählt. Im Jahr 2006 wird Polizeihauptkommissar Uwe L. bei einem Routineeinsatz angeschossen und verstirbt wenig später. Knispel muss sich zu Neutralität zwingen, als er den Tatort erreicht. Er kannte Uwe L. von vergangenen, gemeinsamen Einsätzen. 

Besonders bitter ist die Tatsache, dass der Verstorbene eigentlich frei gehabt hätte. Er war freiwillig zum Dienst erschienen und fuhr mit einem jungen Kollegen auf Streife. Als sie in Berlins Problemviertel Berlin Neukölln zwei junge Männer beobachten, die ihnen verdächtig erscheinen, beschließen sie, diese zu kontrollieren. Einer der Männer zieht sofort eine Schusswaffe und feuert 8 Mal. Dabei trifft eine Kugel Uwe L. in den Kopf. 

Der Spurensicherung gelingt es, DNA-Spuren und Patronenhülsen zu sichern.

Zunächst entkommen die Täter, doch als sich der Schütze wenig später mit der Tat brüstet, bekommt die Polizei einen Tipp aus dem Milieu, die zur Festnahme von Mehmet E. führt. Dieser legt ein Geständnis ab und wird wegen Mordes angeklagt. 

Vor Gericht widerruft Mehmet E. sein Geständnis, doch aufgrund der akribischen Ermittlungen in dem besonderen Fall gelingt es, ihn des Mordes zu überführen. Der Täter wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

Eine True-Crime-Reportage, die deutlich aufzeigt, wie schwierig es ist, über Grenzen hinaus zu ermitteln und zu vollstrecken. Nur dank der Gründung einer gemeinsamen Ermittlergruppe in Deutschland und in Bulgarien kam es zur Verurteilung und Bestrafung der verbrecherischen Familie. 

Auch wenn die Frustration groß war, dass der Prozess in Deutschland so glimpflich für die Menschenhändler ausging, so ist es doch ein Trost, dass es in Bulgarien eine zusätzliche Haftstrafe gab und die in Bulgarien auch abgesessen werden muss. Die Haftbedingungen dort sind sicherlich um einiges schlechter als in Deutschland. 

Sehr gelungen: Die Opfer kommen zu Wort und können darstellen, wie sie gelitten haben. Trotz des ihnen zugesprochenen Entschädigungs-Geldes, hat keines von ihnen je einen Cent von der Familie erhalten. Der Weg zurück in die Normalität gestaltet sich schwer bis unmöglich, -die Angst vor Rache bleibt für immer bestehen.

Der zweite Fall macht sehr deutlich, wie schwer es für einen Staatsanwalt und Polizisten ist, Berufliches und Privates voneinander zu trennen. Der Beruf verlangt von ihnen, nicht nur belastendes, sondern auch entlastendes Material für den Täter zu sammeln. Gezwungenermaßen musste der Staatsanwalt ungewollt in die Privatsphäre von Uwe L. eindringen.

Für die Angehörigen, die zum Großteil als Nebenkläger dem Prozess beiwohnten und somit jedes schreckliche Detail der Tat erfuhren, war es eine besonders schwere Zeit. Sie mussten es sich gefallen lassen, vom Täter angegrinst und verhöhnt zu werden. 

Auch als der Angeklagte plötzlich behauptete, der Schuss sei ein Versehen gewesen. Acht Schüsse ein Versehen? Dank sehr guter Arbeit der Staatsanwaltschaft und der Ermittler konnte aufgrund der Schusshaltung während der Tat bewiesen werden, dass es Absicht war.

Es bleibt festzuhalten, dass Mehmet E. nach 15 Jahren wahrscheinlich wieder freikommt, die Familie des Opfers jedoch lebenslang leiden wird...

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